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Kopfschmerzproblematiken
Die Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie unterscheidet ca. 15 verschiedene
Kopfschmerztypen beim Erwachsenen. Am Häufigsten tritt sicherlich der Migränekopfschmerz
sowie der Spannungskopfschmerz auf. Der typische orthopädische Kopfschmerz wird als
Spannungskopfschmerz bezeichnet und hat seine Ursache in einer Funktionsstörung der
Gelenke der oberen Halswirbelsäule sowie des Hals-Kopf-Überganges. Typische Symptome
hierbei sind der sehr häufig belastungsabhängige Schmerz, der vom Hinterhaupt über den
Schädel in die Stirn- oder Schläfenregion zieht. Damit verbunden sind zumeist
Einschränkungen der Rotationsfunktion der Halswirbelsäule sowie Verspannung der
Schulter-Nackenmuskulatur. Sehr häufig beklagen die Patienten, dass dieser Kopfschmerz
unter körperlicher Belastung z. B. bei Arbeiten in Zwangspositionen wie Bürotätigkeiten
tagsüber zunimmt.
Der orthopädische Kopfschmerz oder Spannungskopfschmerz kann auch mit dem Migränekopfschmerz
sowie mit anderen Kopfschmerztypen vergesellschaftet sein.
Die Ursachen für eine Bewegungseinschränkung der oberen Halswirbelsäule können in einem
multifaktoriellen Ursachensystem gesehen werden. Maßgeblich hierfür sind längere Tätigkeiten
mit Zwangshaltung der Arme und des oberen Schultergürtels z. B. Bürotätigkeiten, Arbeiten mit
dem Heben und Tragen von Lasten, Computerarbeit etc. Im Ursachenkomplex der
Spannungskopfschmerzen sind ebenfalls Zustände nach Halswirbelsäulenschleudertraumen,
Unfälle der oberen Halswirbelsäule sowie psychische Stressbelastungen wichtig.
Therapie
Der orthopädische Spannungskopfschmerz ist im Wesentlichen durch konservative Maßnahmen gut
behandelbar. Zum einen eignen sich manualtherapeutische und osteopathische Verfahren, zum
anderen kann man die Kopfschmerzproblematik sehr gut mit der Atlastherapie nach Arlen
behandeln. Die Kombination der beiden erwähnten Therapiemaßnahmen ist sehr ratsam.
Weiterhin muss man mit dem Patienten besprechen, wie ggf. Risikofaktoren für die Entstehung
der Kopfschmerzproblematiken am Arbeitsplatz oder auch im häuslichen Milieu minimiert werden
können. Teilweise können auch hormonelle und nahrungsbedingte Belastungen im System
(z.B. Schilddrüsenfehlfunktionen, einseitige Ernährung usw.) Kopfschmerzen mit verursachen.
Nicht zu vergessen ist die
Cranio-Mandibuläre Dysfunktion
(CMD), die ebenfalls
Spannungskopfschmerzen in typischer Weise auslösen kann.
Zusammenfassung
Unter den unterschiedlichen Kopfschmerztypen ist der Spannungskopfschmerz das Schmerzsyndrom,
welches durch Fehlfunktion und Dysbalancen im Bereich der oberen Halswirbelsäule und der
Schädelbasis hervorgerufen werden kann. Manualtherapeutische Techniken und die Atlastherapie nach Arlen sind hier in Zusammenhang mit der Reduktion von Belastungsfaktoren die geeigneten
Mittel der Wahl, um längerfristig Beschwerdefreiheit zu erzielen.
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Chronische Wirbelsäulenprobleme
Oder: Das Märchen über den Bandscheibenvorfall
90% aller Menschen haben statistisch gesehen einmal in Ihren Leben und gar 70% aller
Erwachsenen mindestens 1x im Jahr Rückenschmerzen. Neben Atemwegsinfektionen ist die
zweithäufigste Ursache für einen Arztbesuch die Diagnose Rückenschmerz.
Bekommen die Patienten einmal einen akuten Rückenschmerz, so ist die Gefahr der
Chronifizierung , d.h. wenn der Schmerz über 6 Wochen anhält, relativ groß. Chronische
Rückenschmerzen bedeuten für die betroffenen Menschen immer eine große Einschränkung
im beruflichen und alltäglichen Leben und beeinflussen maßgeblich das Sozialleben und
die emotionale Zufriedenheit.
Wie kann so ein chronischer Rückenschmerz entstehen?
Zuerst unterscheiden wir unterschiedliche Regionen an der Wirbelsäule, die Schmerzen
hervorrufen können. Am häufigsten treten die chronisch tiefsitzenden
Lendenwirbelsäulenbeschwerden, sogenannte Lumbalgien und die Hals-Nacken-Beschwerden,
sogenannte Cerviko-Brachialgien auf.
Allen Schmerzen an der Wirbelsäule ist gemein, das es sich um einen multifaktoriellen
Ursachenkomplex handelt, in dem verschiedene Faktoren verschiedene Gewichtungen
haben.
Ein paar Wichtige seien hier vermerkt:
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- Einseitige Tätigkeiten und Zwangshaltungen
- Angeborene und erworbene Schädigungen der Wirbelsäule, z.B. strukturelle Skoliosen,
Wirbelgleiten, Entzündungen der Bandscheiben, schwere Osteoporosen,
Abnutzungserscheinungen der Wirbelkörper und Bandscheiben
- Muskuläre Defizite und eine schlechte Gesamtkonstitution
- Seelische Faktoren
Der chronische Rückenschmerz ist immer ein absolutes Warnsignal für den betroffenen Patienten,
dass sein System in verschiedenen Regelkreisen überlastet ist. Und zwar schon länger… denn
jeder Körper ist in der Lage, Störfaktoren im System Wirbelsäule unter Umständen über Jahre
zu „kompensieren“, d.h. über andere Regelkreise einfach gut und symptomlos zu verstecken.
Es ist daher ein Märchen, dass der Bandscheibenvorfall allein für einen chronischen
Schmerz verantwortlich ist. Viele Patienten kommen mit einem MRT oder CT zum Arzt und meinen,
die plötzlichen Beschwerden seien von dem dort (plötzlich) zu betrachtenden
Bandscheibenschaden gekommen. Dazu muss man dem Patienten sagen, dass dieser Schaden
möglicherweise schon lange Zeit vorher da war, da man ja an den betroffenen Wirbelkörpern
auch schon meist deutliche Abnutzungserscheinungen erkennen kann. Das System hat nur noch
mehr hinzukommende Störfaktoren nicht mehr verkraftet und ist aus der Balance geraten.
Der häufigste Störfaktor in den industriellen Ländern, der das Fass zum Überlaufen bringt,
ist Stress. Stress in jeder erdenklichen Form: beruflich wie privat, erzeugt durch Ängste
oder Verlust, durch Veränderung oder kontinuierliche Wiederholung. Unser System wird in
unserer hektischen Zeit mit so vielen Reizen überfüllt, dass immer weniger Menschen dieser
Überflutung standhalten können.
Unser emotionales Hirnzentrum, das Amygdala und das limbische System hat unmittelbaren Kontakt
zu unseren tiefen Rückenmuskeln. Haben wir Stress, gehen wir automatisch in eine muskuläre
Anspannung, entweder um zu kämpfen oder zu flüchten. Das ist unsere tief verwurzelte
evolutionäre Reaktion, die uns das Überleben seither rettet.
Viele Menschen kommen heute aus diesem Teufelkreis zwischen Kampf- und Fluchtposition nicht
mehr heraus. Im Ergebniss mit mangelnder Bewegung und dauernden Fehlbelastungen gehen die
Strukturen der Wirbelsäule in den repetetiven Verschleiß.
Wie behandelt man den chronischen Rückenschmerz
Die gute Nachricht ist, fast jeder Mensch kann dauerhaft schmerzfrei werden!!
Auch Patienten, die bereits einen oder mehrere Bandscheibenschäden erlitten haben.
Die schlechte Nachricht, jeder ist der beste Arzt für sich selbst, dass bedeutet,
es gibt keine Tablette und keine Operation dieser Welt, die den Rückenschmerz einfach
wegzaubern kann. Der Patient muss sich unter Hinzuziehung guter Therapeuten letztlich
selbst heilen.
Die Therapie chronischer Rückenschmerzen ist immer multimodal. Zuerst muss der Arzt erst
einmal nach genauer Anamnese und ggf. unter Hinzuziehung bildgebender Verfahren und einer
gründlichen Untersuchung möglichst viele Ursachen aufdecken, die in dem Topf
Schmerzentstehung an dem jeweiligen Wirbelsäulenabschnitt verantwortlich sind.
Dann beginnt die Therapie mit den unterschiedlichen konservativen Verfahren wie manuelle
Therapie, chirotherapeutische Maßnahmen, auch mal mit Injektionen oder einer zeitweiligen
medikamentösen Schmerztherapie. Muskelstabilisierende Maßnahmen sind häufig erst zum
Schluss, wenn das System wieder in die Balance gekommen ist, indiziert.
Der anstrengende Part für den betroffenen Patienten ist, sein Leben zu beleuchten und die
Stressfaktoren herauszufinden, die dieses System so lange geärgert haben. Manchmal sind
dazu entsprechende Therapeuten notwendig. Der Patient muss seine Lebensgewohnheiten
umstellen und sich manchmal von liebgewonnenen Gewohnheiten dauerhaft trennen, will er
nicht zu den 70% gehören, die zumindest einmal im Jahr an Rückenschmerzen leiden.
Der zweite anstrengende Teil ist die gute „Körperkonditionierung“, das heißt dafür zu sorgen,
dass die Wirbelsäule einen starken Partner bekommt, nämlich die Muskulatur. Ob man hier
ein Fitnessjunkie wird, oder Nordic Walker, ein Yogafreak oder einfach nur ein
Gymnastikbetreiber im kleinen Kämmerlein, ist jedem selbst überlassen.
Der Arzt sollte jedem Patienten ein wichtiger Begleiter auf diesem Weg sein und natürlich
in erster Linie dafür sorgen, mit geeigneten Therapieverfahren den aus dem Lot gekommenen
Wirbelsäulenabschnitt in die Schmerzfreiheit zu helfen. Dabei möchte ich alle Betroffenen
wirklich ermutigen, sich nicht nach dem Lesen dieser Zeilen frustriert mit dem chronischen
Schmerz zu arrangieren sondern in die Veränderung zu gehen. Diesen Schmerz für immer
loswerden zu wollen ist der erste wichtige Schritt, der das Leben so viel lebenswerter
machen kann. Und manchmal ist es leichter als man denkt ……
Das Halswirbelsäulenschleudertrauma
Jährlich passieren durch eine Vielzahl von Unfallmechanismen, hauptsächlich jedoch im
Straßenverkehr, Traumen, die die Halswirbelsäule betreffen. Die Halswirbelsäule besitzt
im System der gesamten Wirbelsäule eine Sonderstellung, da sie durch die anatomische Position
besonders empfindlich gegenüber Rotations- und Scherkräften und sozusagen ohne den Schutz
des Brustkorbes oder des Bauchraumes ist. Sie hat den verhältnismäßig schweren Kopf zu
tragen und zu bewegen. Bei Einwirken einer fremden plötzlichen Kraft ohne Vorwarnung kommt
es besonders im Bereich der Halswirbelsäule zu erheblichen Krafteinwirkungen, die Muskeln
und Bänder sowie die Funktion der Wirbelgelenke schädigen können und die empfindlichen
Sensorengebiete an der Schädelbasis stören. Ersteres ist meist reversibel und
physiotherapeutischen Maßnahmen gut zugänglich. Störungen der sensorischen Wirkung dieser
Nackenfeldrezeptoren äußern sich in anhaltenden Schwindel- und Schmerzproblematiken.
Das Halswirbelsäulenschleudertrama wird in 3 verschiedene Schwerdegrade eingeteilt, wobei
mit überwiegender Mehrzahl die erstgradigen Schleudertraumen überwiegen. Wohingegen das
Schleudertrauma 1. Grades keinen Gewebeschaden nach sich zieht, kommt es beim Schleudertrauma
2. und 3. Grades zu Einrissen in den Bandscheiben, zu Mikroblutungen bis hin zu Verletzungen
der Knochen und Zerreißung von Bändern und Bandscheiben.
Das Halswirbelsäulenschleudertrauma 1. Grades ist auf Grund seiner fehlenden strukturellen
Verletzungsmuster (kein Nachweis von Blutung oder anderen sichtbaren Veränderungen) besonders
schwer im Röntgen- oder MRT nachzuweisen. Im Röntgen stellt sich lediglich eine Steilstellung
der Halswirbelsäule als Ausdruck einer Muskelfehlfunktion dar. Der Zustand, der nach einem
Schleudertrauma immer auftritt, ist ein posttraumatisches schmerzhaftes
Halswirbelsäulensyndrom . Dies ist gekennzeichnet zumeist durch Funktionseinschränkungen
der kleinen Gelenke, mit denen die Wirbelkörper der Halswirbelsäule untereinander verbunden
sind (Blockaden). Hinzu kommen muskuläre Verspannungen, die im Komplex mit den
Funktionseinschränkungen der Gelenke zu Bewegungseinschränkungen der Halswirbelsäule in allen
Ebenen und zu ausgeprägten Schmerzphänomenen führt. Die Unfallfolgen nach einem Schleudertrauma
sind manuellen und osteopathischen Techniken sehr gut zugänglich.
Die Besonderheit eines Halswirbelsäulenschleudertraumas besteht ebenso darin, dass sich im
oberen Bereich zwischen der Schädelbabis und den oberen zwei Halswirbeln die tiefen
Nackenrezeptorenfelder befinden, die verantwortlich für unsere Haltungs- und Stellungskontrolle
im Raum ist. D. h., diese Sensorenfelder an der Schädelbasis steuern unsere unbewussten
Bewegungen und halten uns im Raum gerade. Im Falle eines Schleudertraumas wird vermutet, dass
auch diese Sensorenfelder infolge der erheblichen Scherkrafteinwirkung eine
Funktionsverstellung erleiden. Ausdruck dieser Funktionsverstellung sind sehr häufig
anhaltende Schwindel- und Kopfschmerzproblematiken sowie ggf. auch der posttraumatische
Tinnitus. Diese Veränderungen in diesen tiefen Nackenrezeptorenfelder sind den normalen
manualtherapeutischen Techniken nicht zugänglich. Hier hilft bei anhaltenden Beschwerden
nur die Impulstechnik mit der Atlastherapie nach Arlen, um die vorhandenen Symptomatiken
wie Schwindel und Kopfschmerzustände zu lindern. Die Domäne der Atlastherapie ist hierbei,
dass über einen Impuls, der über den 1. Halswirbelquerfortsatz gesetzt wird, eine „Ordnung“
im System der Sensorenfelder wieder hergestellt wird. In der Regel bedarf es 3 – 5
Anwendungen, um die Patienten deutlich beschwerdegebessert zu entlassen.
Merke
Das Halswirbelsäulenschleudertrauma entsteht durch Rotations- und Scherkräfte auf die
Halswirbelsäule und endet oft in einer Funktionsverstellung der Gelenke, der Muskulatur und
der tiefen Sensorenfelder. Manualtherapeutische und osteopathische Techniken können hier
einen guten Behandlungserfolgt erzielen. Bei persistierenden Schmerz- und vor allem
Schwindelzuständen ist die Atlastherapie nach Arlen zu empfehlen.
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Normale Schwingung
Trauma mit deutlicher Steilstellung
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Die Atlastherapie nach Arlen
Die Atlastherapie nach Arlen ist eine Impulstherapie über den Querfortsatz des ersten
Halswirbels, der auch Atlas genannt wird. Der Atlas ist sozusagen das Bindeglied zwischen
der Schädelbasis und der Wirbelsäule.
Bei der Atlastherapie wird der Atlas selbst allerdings gar nicht behandelt:
vielmehr ist er der Hebel, mit dem Einfluß genommen wird auf die Kapseln der oberen
Wirbelgelenke und besonders auf jenes spezielle Muskelsystem ( das Nackenrezeptorfeld
) welches das Hinterhaupt, den Atlas und den 2. Halswirbelkörper miteinander
verbindet und das von außen nicht unmittelbar erreicht werden kann. In diesen Muskeln
aber sind sog. Fühler angesiedelt, auch Rezeptoren oder Sensoren genannt, welche u. a.
die Stellung des Körpers im Raum und den Spannungszustand des Muskel- und Sehnensystems
registrieren und steuern. Diese Rezeptoren korrespondieren mit den Gleichgewichtsorganen
im Innenohr und den Augen und haben direkte Verbindungen zu bestimmten Hirnzentren, in
denen die Raumorientierung und der Spannungszustand geplant wird, der uns aufrecht erhält,
aber auch die Steuerung der Muskeln für Lagewechsel und Bewegung koordiniert. Ebenso haben
sie direkten Kontakt zu Hirnzonen, in denen Schmerzsignale aus dem Bewegungssystem
verarbeitet werden. Diese Rezeptoren stellen also ein Wahrnehmungsorgan dar,
das Informationen zum Gehirn sendet, wo sie zu entsprechenden Reaktionen verarbeitet werden.
Das macht die obere Halswirbelsäule so besonders, nicht nur weil sie sehr ungeschützt die
große Traglast des Schädels zu bewältigen und bewegen hat sondern weil hier eine wichtige
Steuerzentrale sitzt, die übergeordnetes Organ für unsere unbewußten Haltungs- und
Bewegungsabläufe ist. Leiden wir unter Verspannungen und Schmerzen, so berichten viele
Patienten, habe eine Massage oder Physiotherapie für die Muskulatur nur kurzfristigen
Erfolg gebracht. Warum? Jeder kann sich denken, das eine entspannte behandelte Muskulatur
nicht mit dem „Programm“ der verstellten Sensoren in den Nackenrezeptorenfeldern
übereinstimmt, die alles tun, um den Muskel wieder in das alte, verspannte Programm zu
integrieren. Also erst wenn die übergeordnete Zentrale behandelt und über den Impuls in
eine „bessere Ordnung“ gebracht wird, löst sich die Verspannung automatisch.
Warum verstellen sich diese Rezeptoren denn?
Sogenannte Verstellungen in diesen Rezeptorenfeldern können durch vielfätige Mechanismen
ausgelöst. In erster Linie durch Schleudertraumen oder andere plötzliche Krafteinwirkungen
auf die Halswirbelsäule, wie Schädelprellungen, Stürze oder unvorhergesehene schnelle
Bewegungen, ebenfalls durch einseitige Belastungen wie Computertätigkeit oder dauernde
Funktionseinschränkungen der kleinen Halswirbelgelenke (Blockierungen). Auch kann Stress
die Qualität dieser Fühlorgane empfindlich stören.
Welche Symptome treten bei Störungen der Nackenfeldrezeptoren auf?
Es gibt eine Vielzahl von Symptomen, die als Ausdruck einer mangelnden sensorischen
Qualität dieser Rezeptorenfelder gewertet werden können. Da benachbarte Strukturen, wie die
Kiefergelenke, das Zahnsystem, das Innenohr (mit dem dazugehörigen Gleichgewichtsorgan) und
letztlich auch die gesamte Wirbelsäule mit diesem Feld interagieren, ist die Palette
besonders vielfältig.
- Spannungskopfschmerz
- Migräne
- Chronische Verspannungen der oberen Hals- Nackenregion
- Schmerzsyndrome der Wirbelsäule
- Schwindel (besonders nach Traumen der Halswirbelsäule)
- Hörverlust unklarer Genese
- Gleichgewichtsstörungen
- Tinnitus
- Folgen von Halswirbelsäulenschleudertraumen
- Gesichts- und Kiefergelenkschmerzen
Wo kann die Atlastherapie noch eingesetzt werden?
Die Domäne der Atlastherapie im Erwachsenenalter sind natürlich die oben genannten Symptomatiken.
Weiterhin können Begleitsymptome bei neurologischen Erkrankungen (MS, z.n. Schlaganfällen, Mb.
Parkinson) und insbesondere Bandscheibenvorfällen der oberen Halswirbelsäule mitbehandelt werden.
Der Einsatz der Atlastherapie im Kindesalter ist ebenfalls vielfältig. Hier möchte ich sie auf
meine Kinderorthopädische Webseite verweisen.
Was unterscheidet die Atlastherapie von der herkömmlichen Chirotherapie?
Sehr viel! So ist die Atlastherapie keine Manipulation im Sinne des chirotherapeutischen
Handgriffes, es wird nicht geknackt, schon gar nicht irgendwas "eingerenkt" oder reponiert.
Vor allem aber: im Gegensatz zur Chirotherapie und besonders zur Chiropraktik gibt es bei der
Atlastherapie keine behandlungstypischen Risiken, da die technische Durchführung des Impulses
streng aus der Neutralstellung erfolgt, das heißt: ohne Zug, ohne Drehung des Kopfes und ohne
Rück- oder Vorneige der Halswirbelsäule. Eine Verletzung der Halswirbelsäulen-Arterie, wie sie
bei chiropraktischen Behandlungen vorkam, ist bei kunstgerechter Durchführung der Atlastherapie
nicht vorstellbar und wurde auch noch nie beschrieben.
Wie führt man eine Atlastherapie durch?
Die Atlastherapie nach Arlen darf nur von zertifizierten Ärzten durchgeführt werden.
Diese sind in der Ärztegesellschaft für manuelle Kinderbehandlung und Atlastherapie
(www.aemka.de) organisiert. Nach Absolvierung eines entsprechenden Kursprogramms und Z
ertifizierung dürfen diese Ärzte nach vorheriger Röntgenstellungsdiagnostik des 1. und 2.
Halswirbels eine Impulsbehandlung bei Ihnen durchführen. Die Impulsbehandlung beinhaltet
eine kurze Impulsfolge von ca. 10 – 15 Impulsen am sitzenden Erwachsenen. Grundsätzlich ist
die Atlastherapie nicht schmerzhaft. Eine nachfolgende manualtherapeutische Nachbehandlung
der Wirbelsäule und des Beckens ist zumeist erforderlich.
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Atlasimpuls bei Kindern ...
... und Erwachsenen
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Ich führe die Atlastherapie zumeist in einer Therapiefolge von 4 – 5 Behandlungen mit einem
Abstand von 2 – 4 Wochen durch. Die Atlastherapie ist keine Kassenleistung und wird mit einem
GOÄ-Satz von 28,47 € vergütet.
Die Atlastherapie kann sowohl von der linken als auch von der rechten Seite in unterschiedlichen
Richtungspositionen durchgeführt werden. Um die optimale Richtung für den Impuls errechnen zu
können, ist die oben erwähnte Röntgenstellungsdiagnostik mittels eines Röntgenbildes erforderlich.
Die Cranio-Mandibuläre Dysfunktion (CMD)
Wenn die Funktion unseres Kauorgans gestört ist, kann dies zu ernsthaften Problemen für die
Gesamtgesundheit führen. Denn der Kauapparat als eines unserer kompliziertesten Systeme ist eng
mit Kopf, Wirbelsäule, Gehirn und weiteren Organen verknüpft. Zähneknirschen, Kiefergelenks-,
Ohren-, Kopf-, Rückenschmerzen, Schwindel, Migräne, Schulterverspannungen, Hüft- und Knieprobleme
etc. können allein durch einen falschen Biss ausgelöst werden. Und bei 30 Prozent aller
Tinnitus-Patienten steht die Störung der Kaufunktion ursächlich für die Beschwerden. In
Deutschland leiden 4 Mio. Menschen unter derartigen Folgen der Fehlfunktion ihres Kiefergelenks.
(Zitat aus dem Infomaterial des CMD-Dachverbandes)
Ich möchte aus der orthopädischen Sicht kurz zu diesem Syptomenkomplex Stellung nehmen. Die CMD
an sich ist ja eine Fehlfunktion im Bereich des Ober-/Unterkiefers und des Kiefergelenkes, welches
neben einer falschen Bisslage vorwiegend zu Spannungsphänomenen der Kaumuskulatur und natürlich
auch der weiterführenden Kompensationssysteme führt. Ein wichtiger Ort, der Spannungsphänomene
aus dem Gesichts- und Kieferbereich aufnimmt, ist (über Bindegewebs- und Muskelzüge) die
Schädelbasis sowie die obere Halswirbelsäule. Viele Patienten mit einer Funktionsstörung im
Kieferbereich leiden daher sehr häufig unter Kombinationssymptomatiken im Bereich des oberen
Schultergürtels, der HWS und Spannungskopfschmerz.
Hier ist die Zusammenarbeit des Zahnarztes mit dem Orthopäden unerlässlich. Die Aufgabe des
Orthopäden ist hierbei, Fehlfunktionen der kleinen Gelenke, mit denen die einzelnen
Halswirbelkörper untereinander verbunden sind, zu behandeln und somit eine gute Funktions- und
Belastungsfähigkeit an der Wirbelsäule wieder herzustellen. Wichtig ist auch hier, immer die
Behandlung der Schädelbasis sowie der tiefen Nackensensorenfelder durch die Atlastherapie nach
Arlen durchzuführen. Wird das Spannungsfeld um die Halswirbelsäule und die Schädelbasis behandelt,
kommt es hierbei zu einer positiven Rückkopplung mit den Strukturen, die für die CMD
verantwortlich sind. Durch eine manualtherapeutische und impulstherapeutische Behandlung der
Schädel- und Halswirbelsäulenstrukturen können somit durchaus positive Effekte auf die
Bissregulation und die Schienenversorgung erzielt werden. Im Rahmen der CMD-Behandlung ist es
ebenfalls unerlässlich, einen Ganzkörperstatus zu erheben und weitere Funktions- bzw.
Strukturstörungen im Skelett- und Bewegungsapparat des Patienten abzuklären. Durch
Bewegungseinschränkung im System können hierbei aufsteigende oder absteigende Kettenreaktionen
hervorgerufen werden, die ihrerseits eine Verschlimmerung der Symptomatik an einem entfernten
Ort am Körper hervorrufen können.
Merke
Die Behandlung einer CMD gehört in ein Netzwerk von Ärzten und Therapeuten. Unerlässlich ist die
Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt, Orthopäden und Physiotherapeuten, um in der ganzheitlichen
Betrachtung eine möglichst gute Regulation der betroffenen Systeme und damit das Erreichen einer
langfristigen Beschwerdefreiheit beim Patienten zu erzielen.
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